Um 6 Uhr früh ging unser Flieger von der Gold Coast in Australien nach Queenstown, also war früh aufstehen angesagt. Nachdem der Wecker uns um 3 Uhr aus dem Bett gescheucht hat und wir unsere letzten Sachen gepackt hatten, verließen wir also in den frühen Morgenstunden das Hostel und machten uns (um diese Uhrzeit mit dem Uber) auf den Weg zum Flughafen.
Voller Vorfreude saßen wir im Flieger. Haben wir auch wirklich an alles gedacht? Hat jeder seine Einreisegenehmigung? Sind die Wanderschuhe geputzt (ja, darauf wird kleinlichst geachtet!)? Und - Gott bewahre - haben wir noch irgendein Essen im Gepäck? Mit der neuseeländischen Immigration ist, wie wir bereits schon wissen, nicht zu spaßen. Nicht umsonst gilt das Land als eines der strengsten, wenn es um die Einreiseregel geht. Wer unerlaubt Essen oder Erde (z.B. an den Schuhen) ins Land bringt, darf schnell mal mehrere Hundert Euro Strafe zahlen. Also haben wir uns lieber penibel an alle Regeln gehalten.
Beim Landeanflug kamen wir schon aus dem Staunen nicht mehr raus. Alle 10 Sekunden ein "schau mal!" (und zeigt auf Fluss/Berg/Berg mit Fluss/...). Von oben sah dieses Land schon so anmutig aus, dass wir unser Glück kaum fassen konnten, als wir es aus dem Flughafen geschafft hatten und die Berge vor uns sahen. Welcome to Queenstown!
Queenstown liegt auf der Südinsel Neuseelands, so ziemlich "mittendrin". Es ist bekannt für das wunderschöne Bergpanorama und den kristallklaren See. Ein unentdeckter Juwel ist es allerdings nicht: fast alle Backpacker und sonstige Touristen machen hier Halt, was uns spätestens aufgefallen ist, als alle Hostels ausgebucht waren. Etwas zerknirscht nahmen wir Vorlieb mit einem AirBnB außerhalb der Stadt, das zwar nicht günstig war, aber einen grandiosen Ausblick vom Wohn- und Küchenbereich aus bot.



Eindrücke aus Queenstown
Hier verbrachten wir nun also ein paar Tage, machten lange Spaziergänge und probierten die vielen Essensstände am Hafen aus (japanische Nudeln, chilenische Empanadas, und ein nicht wirklich französischer Crêpe. Der See lag so einladend vor uns, dass wir trotz der geringen Wassertemperatur (ca. 15 Grad) eines Nachmittags reinsprangen und fleißig schwammen, um nicht zu erfrieren. Abends kehrten wir in unsere Unterkunft ein, machten uns Nudeln mit "irgendwas" und kommunizierten etwas unbeholfen mit einer chinesischen Familie, die ebenfalls dort wohnte und kein Englisch sprach. Einigkeit herrschte trotzdem: sie kochen um 18, wir um 19 Uhr. Und ihren Reis haben wir auch ausversehen gestohlen, was sie uns aber nicht übelnahmen.

Nach drei Tagen war die Zeit in Queenstown aber auch schon vorbei, denn für mich (Helena) begann mein Job auf einem Campingplatz, und Flo reiste für ein Workaway ebenfalls weiter. Also trennten sich auch erstmals auf der Reise unsere Wege: während ich ca. 3 Stunden mit dem Bus ins ländliche Lawrence tuckerte, trampte Flo 2 Stunden nach Hawea, nahe der beliebten Stadt Wanaka.
Während ich mich an meiner neuen Arbeitsstelle gleich wohlfühlte, hatte Flo mit der Familie, für die er gearbeitet hat, leider nicht so viel Glück. Sie waren zwar nicht unfreundlich, aber auch alles andere als herzlich und sichtlich nicht an kulturellem Austausch interessiert.
Trotzdem versuchte er, das Beste aus der Zeit zu machen und unternahm eine Wanderung auf den Grandview Mountain auf fast 1.400 Höhenmeter. Während der ganzen Wanderung begegnete er keine Menschenseele, aber mehreren Kühen. Einen großartigen Blick auf den Ort Hawea und den gleichnamigen See gab es von der Spitze.


Eindrücke von der Wanderung

Nach einer Woche hieß es, sie bräuchten ihn nicht mehr, was nicht nur entgegen der Absprache war sondern Flo auch ohne Platz zum Wohnen ließ. Kurzerhand erklärte ich meinem Chef, Flo würde zu uns auf den Campingplatz kommen; ich zahlte sowieso eine (geringe) Miete für die kleine Hütte, in der ich wohnte, also konnte Flo auch dort mit wohnen und umsonst auf dem Campingplatz mithelfen.

Gesagt, getan. Nun waren wir zu zweit in Lawrence, wo ich schon in den vergangenen Tagen viele nette Menschen kennengelernt habe. Mein Chef und dessen Bruder, zwei junge Männer aus Indien, erwiesen sich zunächst als sehr freundliche und lustige Arbeitgeber. Wir drei/vier haben zusammen Tischtennis und Schach gespielt, Indisch gegessen, Filme geschaut und sind mit den Hunden spazieren gegangen.

Leider war jedoch auch der Verkauf von Schmuck Teil meiner Arbeit (was vorher nicht abgestimmt war, ich dachte, ich kümmere mich nur um den Campingplatz). Und zwar nicht irgendein Schmuck, sondern "Schmuck, der rote Blutkörperchen anregt und vor Krebs schützt"...Kurz gesagt: billiger Schmuck aus China, der nichts taugt und für sage-und-schreibe teilweise 200-300€ verkauft wird. Neben diesem seltsamen Business traten mit der Zeit auch persönliche Differenzen auf und ich habe mich dort nicht mehr wohlgefühlt. Mittlerweile war ich schon drei Wochen da (vier waren geplant), aber Flo und ich haben uns dazu entschieden, früher abzureisen. Auch wenn wir ein paar schöne Wochen auf dem Campingplatz gehabt haben, war es nun Zeit zu gehen. Blieb nur die Frage: wohin?


Campingplatz und Hütten (l.) und Douglass die Highland-Kuh (r.)