In Brisbane, der größten Stadt im Bundesstaat Queensland, angekommen, mussten wir uns erst einmal an das neue Klima gewöhnen. In Sydney war es zwar schon etwas tropischer gewesen, aber hier war die Luftfeuchtigkeit nochmal eine ganz andere. 

Wir haben uns zunächst für ein paar Tage im Lylo Hostel einquartiert, einer schönen, modernen Herberge mit einer Outdoor-Küche und einer großen Dachterrasse. Schon am zweiten Abend trafen wir auf andere Reisende (einen Australier und eine Französin), mit denen wir zu Abend aßen. Dann wurden wir von einem Mitarbeiter mit dem glorreichen Namen „Mr. Smiles“ zum Pokerspielen eingeladen – gesagt, getan. Ein Amerikaner und eine Schweizerin waren auch noch dazugekommen und obwohl die Hälfte von uns erst noch die Pokerregeln lernen musste, war es ein unglaublich lustiger und spannender Abend. 

Zeitgleich hatten wir das erste Mal auf unserer Reise ein Auto gemietet und waren absolut fasziniert von der plötzlichen Freiheit. Nach zwei Monaten ÖPNV war es schön, sich mal unabhängig von A nach B bewegen zu können. Das war auch notwendig, denn wir wollten mehr von Queensland sehen als nur Brisbane; unter anderem die Drehorte von der Lieblingsserie aus meiner Kindheit: „H2O – Plötzlich Meerjungfrau“. Die Serie haben wir zum Beginn unserer Beziehung zusammen geschaut und waren – auch wenn es albern klingen mag – voller Vorfreude darauf, die Drehorte nun in echt zu sehen. Dementsprechend haben wir unseren Mietwagen auch nach einem der Seriencharaktere Lewis benannt :D 

Mittags ging es also an die Gold Coast, ca. 1 Stunde von Brisbane entfernt. Nachdem uns ein Reddit-Beitrag die Adressen der Drehorte verraten hatte, sind wir zunächst zum „Juice Net Café“ gefahren (Treffpunkt in jeder Folge). Ich habe eventuell die ein oder andere Träne verdrückt, als wir dort ankamen. Ist es nicht verrückt, dass ich so unzählige Male als Kind und Jugendliche gesehen habe, wie sich die Schauspieler an diesem Ort treffen, nur um als Erwachsene dort selbst mal zu stehen? In Wahrheit ist es zwar leider kein Café, sondern ein Angelclub, aber uns wurde erzählt, dass wöchentlich um die 40 Touristen kommen, nur um sich den Ort anzuschauen. Und man bemerke, die Serie ist fast 20 Jahre alt!

Nachdem wir auch noch Emmas Haus gestalkt haben (dort wohnen natürlich normale Leute), sind wir weiter Richtung Byron Bay gefahren. Byron Bay ist wohl einer der bekanntesten und beliebtesten Orte Australiens – auch wenn er nicht sonderlich groß ist, tummeln sich hier viele Backpacker, Surfer und Influencer. Wir mochten den Charme der Stadt, auch wenn sie offensichtlich sehr touristisch war. Nach einem Spaziergang am Meer haben wir uns eine Kleinigkeit zu Essen geholt und sind auch schon wieder heimgefahren, da die Sonne schon unterging und wir noch 2 Stunden Fahrt vor uns hatten. Auf dem Rückweg haben wir einen so schönen Sonnenuntergang gesehen, dass wir mehrere Umwege gefahren sind, um ihn zu fotografieren. Auch wenn es auf den Fotos vielleicht nicht ganz rüberkommt, werden wir nie vergessen, wie das abendliche Sonnenlicht auf die grünen Hügel im Hinterland von Byron fiel.

Sonnenuntergang bei Byron Bay

Von Brisbane hatten wir nach ein paar Tagen allerdings genug. Die Stadt war leider ziemlich langweilig und uninspirierend, und davon abgesehen ist Australien auch nicht gerade für seine schönen Städte, sondern für die schönen Landschaften bekannt! Also sind wir mit Lewis die Ostküste raufgefahren, wo wir in Ninderry an der Sunshine Coast ein AirBnB gebucht haben. Unsere Ankunft in Ninderry beschreibt ganz gut, wie sehr es uns gefallen hat: nach 20 Minuten haben wir unsere Gastgeber Kathy und John gefragt, ob wir unseren Aufenthalt um eine Nacht verlängern können :D Zum Glück war das möglich und so konnten wir es uns in unserer Hütte, umgeben vom Grün, bequem machen. Bis heute war es eine der schönsten Unterkünfte in der wir je waren; nicht mal, weil sie besonders luxuriös war, sondern weil Kathy und John sie so liebevoll eingerichtet und uns mit aufmerksamen Details wie frischem Brot, lokalem Honig und selbstgebackenen Muffins verwöhnt haben. 

Dieser Vogel kam uns im AirBnB besuchen war sehr fasziniert mit einem zum trocknen aufgehangenen Schnürsenkel

An der Sunshine Coast trafen wir uns wieder mit der Familie, die wir in Melbourne beim Schachspielen vor der Bibliothek kennengelernt haben. Sie leben dort seit Jahren und erzählten uns bei einem Spaziergang und anschließendem Abendessen im Surfclub viel über ihr Zuhause und die Geschichte der Sunshine Coast. 

Auf ihre Empfehlung hin wanderten wir den Mount Ninderry hoch, was auch tatsächlich anstrengender als gedacht war. Der Aufstieg bestand aus schier endlosen Stufen und Baumwurzeln. Während wir uns in verhältnismäßig langsamen Tempo hochquälten, lief ein Mann mit Gewichtsweste an uns vorbei – hochmotiviert und mit strahlendem Lächeln. Als wir oben ankamen, trafen wir ihn wieder und unterhielten uns über Gott und die Welt. Sam erzählte uns von seinen Rückschlägen im Leben und wie er sich wieder aufgerappelt hat, um sich und seiner Tochter ein gutes Leben ermöglichen zu können. So einen positiven und energiegeladenen Menschen haben wir selten gesehen und freuen uns über diese zufälligen Bekanntschaft, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Ausblick vom Mount Ninderry

Nachdem wir einen Tagesausflug nach Noosa gemacht haben, was zwar schön aber maßlos überlaufen ist, war es an der Zeit, sich wieder Richtung Süden zu bewegen. Bald wollen wir nach Neuseeland aufbrechen, also sollten wir in der Nähe eines Flughafens sein. Doch einen Flug konnten wir nicht buchen, denn die neuseeländische Immigrationsbehörde hat uns wahnsinnig viel Kummer für Flos Visum bereitet. Sämtliche Arztdokumente und medizinische Berichte wurden angefordert, begutachtet und als doch nicht ausreichend eingeschätzt. Wir saßen quasi auf gepackten Rucksäcken und konnten nicht los, denn ohne Visum keine Einreise. 

So fuhren wir mit dem Bus nach Surfer’s Paradise, einem Stadtteil an der Gold Coast, wo wir uns ein wunderschönes Hostel mit Pool gönnten und die Wartezeit überbrückten. Mittlerweile hatte Flo seinen Visumsantrag für ein Working Holiday zurückgezogen (und damit 400€ verloren!), und sich für ein elektronisches Visum bei Einreise für Touristen beworben. Als dies endlich genehmigt wurde, waren wir mehr als erleichtert, denn wir hatten schon befürchtet, dass Flo gar nicht in Neuseeland einreisen darf. So buchten wir also trotz des Verlusts voller Vorfreude einen Flug für das kommende Wochenende. Die verbleibenden Tage verbrachten wir mit Pizza essen, Strandspaziergängen und einem Surfkurs, bei dem wir sogar Delfine gesehen haben. Surfer’s Paradise ist zwar der amerikanischste Ort überhaupt und gefüllt mit Fast Food Ketten, aber das schöne Hostel und die Nähe zum Meer waren genau das, was wir in diesen nervenaufreibenden Zeiten gebraucht haben.

Damit endet auch das Kapitel Australien – wir melden uns bald wieder aus Neuseeland!

Queensland