Hallo ihr Lieben! Da wir die letzten Tage mit dem Bereisen der Ostküste verbracht haben (Blogpost folgt), kommt unser Bericht zu Melbourne erst jetzt. Was erst knapp über eine Woche her ist, fühlt sich heute schon Ewigkeiten entfernt an. Aber wo waren wir stehen geblieben?

Mitte Dezember haben wir die Farm in WA (Western Australia) verlassen und sind mit unserer Chefin Sandy nach Melbourne geflogen. Sandy besucht dort über die Feiertage ihren Sohn und dessen Familie, während wir unser erstes Housesitting vor uns haben - witzigerweise beides in einem kleinen Vorort namens Black Rock, ca. 40 Autominuten von der Stadt entfernt.

Housesitting bedeutet, dass wir auf das Haus und die Haustiere einer Familie aufpassen, während diese im Urlaub ist. Da wir uns vor der Reise einen Account bei der Webseite "TrustedHousesitters" angelegt hatten, war uns das Angebot glücklicherweise aufgefallen: ein schönes Haus mit Hund und Katze, nur 5 Minuten zu Fuß vom Strand entfernt. Klingt erstmal gut!

Nachdem Sandys Sohn uns freundlicherweise vom Flughafen abgeholt und zu unserem neuen Zuhause gebracht hat, wurden wir lautstark von Bowser (Hund) begrüßt, der uns vermutlich für Einbrecher gehalten hat (kein Wunder, da wir um 2 Uhr nachts durch die Gartentür reinkamen...). Zum Glück hat er schnell gemerkt, dass wir nicht sonderlich gefährlich sind. Puss Puss, eine sehr gemütliche und 17 Jahre alte Katzendame, machte sich am nächsten Morgen mit einem dramatischen Miauzen bemerkbar. Wie wir bald lernten, kommuniziert sie immer direkt, wenn sie etwas braucht: sei es Futter, Milch oder (viel) Aufmerksamkeit.

Das Haus war wunderschön und sehr sauber. Zudem hatte es einen kleinen Garten mit der bequemsten Outdoor-Couch, die man sich vorstellen kann, auf welcher wir ein Buch nach dem anderen verschlungen haben. Ansonsten haben wir viel Zeit mit Gassi gehen und dem Erkunden der Umgebung verbracht. Nach einem Tag war uns schon klar, dass Black Rock ein absolutes Reichenviertel ist: neben teuren Villen, Sportwagen und den größten Golfplätzen Australiens haben wir uns als Rucksacktouristen und Minimalisten etwas fehl am Platz gefühlt. Die Menschen wirkten nicht sehr offen, Leute in unserem Alter gab es nur wenige. Bis auf einen Pilateskurs, an dem Helena teilgenommen hat, waren die soziale Kontakte nur minimal.

Strand bei Black Rock

Geändert hat sich das mit einem Post auf Jodel (einer Art Social Media Plattform). Wir wollten unbedingt einen Ausflug nach Phillip Island, die ca. 80km entfernt ist, machen, hatten aber kein Auto. Die Mietwagenpreise in der Umgebung waren unverschämt hoch (200 € pro Tag!) und ÖPNV zur Insel gab es nicht. Also fragten wir auf Jodel, ob jemand mit uns einen Roadtrip dorthin machen würde. Richtig geglaubt, dass das klappt, hatten wir nicht...

Schon zwei Tage später saßen wir mit Luq, einem Studenten aus Saudi-Arabien, im Auto auf dem Weg nach Phillip Island. Wir unterhielten uns über alles mögliche, lernten ein bisschen Arabisch und brachten ihm etwas Deutsch bei. Er war schon viel gereist, hatte in den USA studiert und war nun für seinen Master in Melbourne. Wir lernten viel über sein Heimatland, zum Beispiel, dass Saudi-Arabien sehr großzügig ist, was Stipendien angeht, um seinen Bürgern ein Studium im Ausland zu ermöglichen. Diese Gespräche machten den Ausflug noch spannender, als er ohnehin schon war. Die Insel war außerordentlich grün und wild, der Wind aus Richtung der Antarktis sorgte für gute Surfspots an der Südküste und die Klippen und Felsen im Westen erinnerten uns an Schottland und Irland. Pinguine gibt es auf der Insel auch, auch wenn wir leider keine gesehen haben (worüber Flo immer noch nicht ganz hinweg ist...). Da die Insel nicht groß ist, konnten wir an einem Tag schon eine Menge sehen.

Luq hatte uns freundlicherweise auch direkt für Silvester zu sich eingeladen. Er lebt direkt in Melbourne und kochte für uns ein leckeres, gut gewürztes saudi-arabisches Abendessen. Beim Essen hatten wir uns so umfangreich über politische Themen ausgetauscht, dass wir mit Entsetzen feststellten, dass es schon 23:30 Uhr war. Nachdem wir zur Metro gerannt und schnellen Schrittes durch die volle Innenstadt gehetzt waren, kamen wir gerade noch rechtzeitig am Fluss an, von wo wir einen schönen Blick auf das Feuerwerk hatten. Sonderlich spektakulär war das Feuerwerk nicht, aber das ist ja eh besser für Tiere und Umwelt. Am erinnerungswürdigsten war definitiv die Zeit mit Luq.

Feuerwerk in Melbourne

Zu Melbourne selbst kann man sagen, dass die Stadt ihrem multikulturellen Ruf definitiv gerecht wird: vor allem asiatische Restaurants und Geschäfte haben hier ihren Platz gefunden, aber es gibt Einwanderer aus aller Welt. Auf unserer ersten Entdeckertour durch die Stadt Melbourne war unsere erste Station die Victoria State Library - eine wunderschöne und gr0ße Bibliothek mitten in der Stadt. Im Bann der Bücher und klassischen Kulisse schlugen wir unser restliches Programm glatt in den Wind und verbrachten den restlichen Tag in der Bibliothek mit Lesen, bis wir am Ende der Öffnungszeiten dann doch gehen mussten (natürlich kamen wir einige Tage später nochmal wieder).

Lesesaal in der Victoria State Library, Melbourne

Highlight der Stadt war für uns der botanische Garten: weg vom Stadttrubel und voll von exotischen Pflanzen und Bäumen mit Seen und einer Ausstellung zu Pflanzenkunde.

Botanischer Garten

Nach drei Wochen in BlackRock waren unsere Top 3 Erlebnisse:

  • Weihnachten am Strand mit Schnorcheln verbringen
  • Stand-Up paddeln
  • die Zeit mit Bowser und Puss Puss, die wir soo sehr ins Herz geschlossen haben!

Als nächstes geht es in eine Stadt, die man selbst als Naturliebhaber nicht missen möchte: auf nach Sydney!

Black Rock, Melbourne